
Venture Capital
Foto: MEWA
Im Gespräch mit Bernhard Niklewitz, CEO von Mewa
In den kommenden Wochen dreht sich bei uns alles um das Thema Venture Capital Investitionen von Familienunternehmen. Führungskräfte Deutschlands und Unternehmensnachfolger:innen führender deutscher Familienunternehmen verraten uns exklusiv, welche Rolle Venture Capital in ihrem Unternehmen spielt und welchen Einfluss es auf ihre Entwicklung hat.
Doch auch unabhängige Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft kommen bei uns zu Wort.
In diesem Interview spricht Bernhard Niklewitz mit uns darüber, wie Esenca ihre langjährige Textilkompetenz ergänzt.
Mewa hat sich die Mehrheitsanteile des Start-ups Esenca Digital Workwear erworben. Warum ist das Start-up für Mewa wichtig?
Mit der Beteiligung an Esenca Digital Workwear gehen wir einen konsequenten Schritt in Richtung Digitalisierung und Zukunftssicherung unseres Serviceangebots. Das Start-up bringt innovative digitale Lösungen in den Bereichen Berufskleidung, Textil-Management und Nutzererlebnis ein – genau dort, wo unsere Kunden heute und morgen Mehrwert erwarten. Die Zusammenarbeit ermöglicht es uns, neue digitale Geschäftsmodelle schneller zu entwickeln, Prozesse zu optimieren und vor allem unseren Kundenservice noch stärker auf individuelle Bedürfnisse auszurichten. Esenca ergänzt unsere langjährige Textilkompetenz ideal durch technologische Innovationskraft.
Wie sieht die Lösungen konkret aus?
Mithilfe von künstlicher Intelligenz können Nutzer damit die eigenen Körpermaße ganz einfach bestimmen, um so etwa passende Arbeitskleidung zu finden. Alles, was es dafür braucht, ist ein Smartphone. Traditionelle Methoden der Körpervermessung sind häufig zu langsam oder zu ungenau – und damit gerade im Onlinehandel ein Problem. Die Folge: Passt die ausgewählte Kleidung nicht, wird sie zurückgeschickt. Und Retouren verursachen zusätzliche Kosten und belasten die Umwelt. Mithilfe der Körpermessung und daran anschließender Größenempfehlung lassen sich Kunden bei der Suche nach Hemden, Hosen und weiterer Berufskleidung unterstützen. Das Esenca-Verfahren ist sehr einfach. Anbieter von Berufskleidung können über die Esenca-Benutzeroberfläche QR-Codes an ihre Kunden verschicken, mit denen sich die Körpermessung über das Smartphone starten lässt. Dabei kann man jedes Handy verwenden, sofern es eine Kamera hat. Sobald der Messvorgang startet, werden die Anwender per Sprachbefehl angeleitet, die richtige Körperposition einzunehmen: eine Ganzkörperaufnahme von vorne, eine von der Seite, mehr braucht es nicht. Auf dieser Basis werden die Maße ermittelt, und so kann dem Kunden eine Größenempfehlung für ein bestimmtes Kleidungsstück gegeben werden.
Wie sind Sie auf Esenca aufmerksam geworden?
Im Zuge unserer strategischen Marktanalyse haben wir gezielt nach innovativen Partnern im Bereich digitaler Lösungen für die Berufskleidungs-Branche gesucht – national wie international. Dabei haben wir verschiedene Start-ups intensiv verglichen. Esenca Digital Workwear hat uns sowohl mit einem durchdachten technologischen Ansatz als auch mit einem hochkompetenten, dynamischen Team überzeugt. Die Kombination aus technischer Reife und klarem Verständnis für die Anforderungen unserer Branche hat den Ausschlag gegeben.
Nicht zuletzt durch den technologischen Wandel befinden sich die meisten Branchen in einer Transformation. Welche Vorteile bieten Start-ups, um diese zu bewältigen?
Start-ups bringen frische Perspektiven, hohe Innovationsgeschwindigkeit und eine ausgeprägte technologische Kompetenz mit. Sie arbeiten oft sehr agil, experimentieren mit neuen Ansätzen und denken Lösungen konsequent vom Nutzer her. Gerade in Zeiten des technologischen Wandels sind solche Impulse entscheidend, um etablierte Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und neue Chancen zu nutzen. Für Unternehmen wie Mewa bieten Start-ups die Möglichkeit, gezielt Kompetenzen zu ergänzen, Entwicklungszyklen zu verkürzen und digitale Innovationen schneller zur Marktreife zu bringen.
Prof. Dr. Klaus Sailer und David Photien
Partner des Frühphasenfinanzierers Freiraum Ventures
Was können mittelständische Unternehmen und Start-ups voneinander lernen?
Photien: Unternehmen können bei Start-ups deren agile Arbeitsweise kennenlernen. Ein Start-up arbeitet schnell, hat neue Ideen, benutzt andere Tools und ist auch in der Lage, sich schnell auf Dinge einzustellen. Die Zusammenarbeit kann auch helfen, sich als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Durch eine Kollaboration mit einem Start-up kann man durchaus für die interne Abteilung, die damit zusammen arbeitet, mehr Talent anziehen. Auf der anderen Seite können auch Start-ups viel von den Unternehmen lernen. Etwa zu verstehen, wie Prozesse funktionieren. Sie lernen auch die Kultur des etablierten Unternehmens kennen. Sie sehen beispielsweise, dass die Entscheidungsprozesse in etablierten Unternehmen oft nicht ohne Grund länger dauern. Es arbeiten einfach viel mehr Menschen dort, es gibt unterschiedliche Motivationslagen. Und manchmal stockt eine Sache, weil jemand im Urlaub ist oder krank ist.
Wie sieht denn die Wachstumsstrategie von Mewa aus?
Als mittlerweile in vierter Generation geführtes Familienunternehmen ist es unsere höchste Priorität, unseren Kunden den perfekten Service anzubieten. Die stabile Grundkonstitution von Mewa spielt dafür eine entscheidende Rolle. Um diese auch für die Zukunft zu sichern, wollen wir unseren Wachstumskurs fortsetzen und unsere Services in Europa weiter ausbauen. Gesundes und organisches Wachstum aus eigener Kraft ist der strategische Grundpfeiler, auf der unsere über 115-jähriger Erfolgsgeschichte fußt. Darüber hinaus haben wir aber neben der Erweiterung unseres Serviceportfolios auch unsere Lieferkette immer im Blick. Um diese zukunftstauglich abzusichern, sind wir in den letzten Jahren auch über gezielte Zukäufe gewachsen. Wir sind ein werteorientiertes Unternehmen mit gesunden Wachstumsambitionen sowie klugen Re-Investitionen der erwirtschafteten Erträge. Mewa bleibt seiner Service-DNA treu, skaliert effizient und baut langfristig seine Marktstellung in Europa aus.
Interview: Bärbel Brockmann
In dieser Reihe haben wir die selbstgewählten Personenbezeichnungen der Interviewpartner beibehalten. Dadurch entstehen Unterschiede in der Genderschreibweise.
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