Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz - Festo Manuel Schmidt

Foto: Festo

Im Gespräch mit Manuel Schmidt, HR Consultant im Bereich People Development & Learning

In den kommenden Wochen dreht sich bei uns alles um das Thema Künstliche Intelligenz. Führungskräfte Deutschlands und Unternehmensnachfolger:innen führender deutscher Familienunternehmen verraten uns exklusiv, wie sie künstliche Intelligenz in ihrem Unternehmen bereits nutzen und was sich dadurch verändert.

Doch auch unabhängige Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft kommen bei uns zu Wort.

In diesem Interview spricht Manuel Schmidt mit uns darüber, wie generative KI die Arbeit effizienter macht. 

Als Steuerungs- und Automatisierungsspezialist setzt Festo bereits seit Jahren auf KI. Können Sie uns ein Beispiel nennen, wie KI in Ihren Produkten zum Einsatz kommt? 

Ein konkretes Beispiel ist unser selbst entwickeltes Wartungstool „Smartenance – mobiles und digitales Wartungsmanagement“. Wir haben dieses Tool entwickelt und setzen es erfolgreich in unseren eigenen Produktionsanlagen ein, um die Effizienz zu steigern und Ausfälle zu vermeiden. Smartenance sammelt und analysiert Maschinendaten, ermöglicht vorausschauende Wartung und hilft uns, frühzeitig zu erkennen, welche Komponenten gewartet werden müssen. Dieses Tool stellen wir auch unseren Kunden zur Verfügung, damit sie ihre Produktivität sichern und ihre Wartungsprozesse optimieren können. So profitieren sowohl wir als auch unsere Kunden von dieser innovativen KI-Lösung.

 

Festo - DialogueGPT

Festo DialogueGPT

Wie sehen Sie die Rolle von generativer KI im modernen Büroalltag?

Ich denke, generative KI hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir im Büro arbeiten, grundlegend zu verändern. Ähnlich wie Automatisierung die Produktion revolutioniert hat, kann generative KI Routineaufgaben erleichtern und uns bei kreativen Prozessen unterstützen. Sie ermöglicht es uns, effizienter zu arbeiten, schneller auf Veränderungen zu reagieren und innovative Lösungen zu entwickeln.

 

Wie hat sich das konkret auf die Arbeit Ihrer Mitarbeitenden ausgewirkt?

Wir beobachten in vielen Bereichen einen echten Effizienzschub. Mit dem „Festo Skillground“ stellen wir allen unseren Mitarbeitenden einen großen Werkzeugkasten mit verschiedenen KI-Tools zur Verfügung, darunter auch unser eigenes „Festo GPT“. Diese Werkzeuge ermöglichen es, Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen – sei es durch KI-generierte Texte, Bilder oder die Analyse von Daten. Die breite Verfügbarkeit dieser Tools für alle Mitarbeitenden trägt maßgeblich zu diesem Effizienzschub bei. Es gibt keine Verpflichtung, diese Tools zu nutzen. Aber die Bereitschaft ist dennoch sehr groß, weil die Vorteile offensichtlich sind. Unsere Mitarbeitenden schätzen die Unterstützung und den Mehrwert, den die KI ihnen bietet.

 

< >Experte - Prof. Dr. Ralf Otte

Prof. Dr. Ralf Otte

Technische Hochschule Ulm

Foto: Privat

Was müssen Unternehmen im Umgang mit KI beachten?

Die Unternehmen müssen ermitteln, wo der Einsatz von KI für sie wirklich Sinn macht und wo nicht. Sie müssen wissen, dass sie hinreichend viele Daten brauchen und dass diese Daten repräsentativ und reproduzierbar sein müssen. Viele Unternehmen machen das auf eigene Faust ohne wirkliche Expertise. Das ist der Hauptgrund dafür, dass über 50 Prozent aller KI-Projekte nicht funktionieren. Da wird viel Geld zum Fenster rausgeworfen, wenn man bedenkt, dass diese Projekte meist einen hohen sechs- oder gar siebenstelligen Betrag kosten. Besser wäre es, die Unternehmen holten sich für die ersten Schritte beratenden Sachverstand von außen. Danach sollten sie aber unbedingt eigene KI-Kompetenzen aufbauen. Denn KI ist eine Schlüsseltechnologie, die man beherrschen sollte. Wer das nicht kann, ist in zehn Jahren nicht mehr dabei.

Festo - Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz bei Festo

Kann KI auch beim Lernen unterstützen?

Definitiv. KI kann eine enorme Unterstützung im Lernprozess sein. Bei Festo haben wir zum Beispiel gemeinsam mit der Firma imc das Lernformat DialogueGPT entwickelt. Es ermöglicht dynamische Rollenspiele mit einer KI-generierten Persona, die realistische Kommunikationssituationen simuliert. So können unsere Mitarbeitenden in einer virtuellen Umgebung ihre Kommunikationsfähigkeiten trainieren und direkt Feedback erhalten.

 

Wie funktioniert das genau?

Nehmen wir eine Führungskraft, die schwierige Gespräche üben möchte. Mit DialogueGPT kann sie mit einer KI-Persona interagieren, die authentisch auf verschiedene Kommunikationsstile reagiert. In einem unserer Pilotfälle ging es darum, über Fehlzeiten zu sprechen und gemeinsam geeignete Lösungen zu finden. Das Tool ermöglicht es, verschiedene Ansätze auszuprobieren und sofort Feedback zum eigenen Kommunikationsverhalten und darauf aufbauende Verbesserungsvorschläge zu erhalten. Das ist eine effektive Methode, um Soft Skills zu trainieren. Der große Vorteil ist, dass man jederzeit und ohne Hemmungen verschiedene Strategien testen kann, bevor man in das echte Gespräch einsteigt. Wir überlegen derzeit, dieses Tool auch zum Beispiel für Vertriebstrainings einzusetzen. Es ist eine von vielen Weiterentwicklungen, die wir anstreben.

 

Macht der Einsatz von KI ein Unternehmen attraktiver für Bewerber?

Davon bin ich fest überzeugt. Gerade junge Menschen, die vom Umgang mit dieser Technologie in Schule, Universität oder Projekten profitiert haben, erwarten ein innovatives Arbeitsumfeld. Also, wenn ich die Wahl hätte zwischen zwei ansonsten gleichwertigen Unternehmen, und eines ermöglicht mir durch zentral und offen bereitgestellte KI-Werkzeuge eine effizientere und modernere Arbeitsweise, während das andere das nicht tut, dann würde ich mich für das entscheiden, das mir die besseren Möglichkeiten bietet. Wir bei Festo bieten KI-Lösungen an, die unsere Mitarbeitenden unterstützen – und unser Werkzeugkasten wächst ständig weiter.

 

Setzen Sie auch KI-Systeme im Recruiting ein?

Derzeit setzen wir KI nicht direkt im Recruiting ein. Allerdings könnten wir uns vorstellen, dass KI in Zukunft einzelne Schritte des Prozesses unterstützt, zum Beispiel bei der Erfassung von Bewerbungsunterlagen. Dennoch gilt für uns: Menschen werden von Menschen eingestellt. Der persönliche Austausch bleibt zentral, um sicherzustellen, dass neue Mitarbeitende sowohl fachlich als auch menschlich ins Team passen. 

 

Interview: Bärbel Brockmann

In dieser Reihe haben wir die selbstgewählten Personenbezeichnungen der Interviewpartner beibehalten. Dadurch entstehen Unterschiede in der Genderschreibweise.

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