
Künstliche Intelligenz

Foto: Schwarz Digits
Im Gespräch mit Christian Müller und Rolf Schumann, Co-CEOs bei Schwarz Digits
In den kommenden Wochen dreht sich bei uns alles um das Thema Künstliche Intelligenz. Führungskräfte Deutschlands und Unternehmensnachfolger:innen führender deutscher Familienunternehmen verraten uns exklusiv, wie sie künstliche Intelligenz in ihrem Unternehmen bereits nutzen und was sich dadurch verändert.
Doch auch unabhängige Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft kommen bei uns zu Wort.
In diesem Interview sprechen Christian Müller und Rolf Schumann mit uns darüber, wie künstliche Intelligenz zur Verbesserung des menschlichen Lebens beitragen kann.
Wie weit hat KI in der Schwarz Gruppe schon Einzug gehalten?
Müller: Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist bei den Unternehmen der Schwarz Gruppe nichts Neues. Bei Schwarz Digits setzen wir KI bereits an vielen Stellen ein. Wir nutzen KI beispielsweise zur Optimierung von Lieferketten, für automatisierte Produktbeschreibungen und zur Entlastung unserer Verwaltungskollegen. Dabei ist essenziell, dass wir unsere Daten sicher und datenschutzkonform speichern, verwalten und verarbeiten. Deshalb haben wir die eigene Cloud STACKIT entwickelt, die wir auch anderen Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Hand anbieten. Die Rechenzentren stehen in Deutschland, die Daten verlassen den europäischen Rechtsraum nicht für einen Moment.

Welche Aufgabe kommt dabei Schwarz Digits zu?
Müller: Schwarz Digits ist die IT- und Digitalsparte der Schwarz Gruppe. Wir bieten überzeugende digitale Produkte und Services an, die den hohen deutschen Datenschutzstandards entsprechen. Mit dem Anspruch größtmöglicher digitaler Souveränität stellt Schwarz Digits die IT-Infrastruktur und Lösungen für das umfangreiche Ökosystem der Unternehmen der Schwarz Gruppe bereit und entwickelt dieses zukunftsfähig weiter.
Rolf Schumann: Darüber hinaus schafft Schwarz Digits optimale Bedingungen für die Entwicklung richtungsweisender Innovationen für Endkunden, Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Hand. KI ist dabei ein Bereich unter mehreren.
Wie treiben Sie KI voran und welche Rolle spielen dabei Kooperationen und Beteiligungen?
Müller: Lassen Sie mich hier auf unser Projekt eingehen, das wir auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung im Oktober 2024 in Frankfurt vorgestellt haben. Gemeinsam mit der Deutsche Bahn AG haben wir dort die Gründung der Plattform DataHub Europe bekanntgegeben. Die Plattform führt Daten aus Industrie und Medien zusammen, bereitet sie auf und kuratiert sie. Diese hochqualitativen Daten werden Industriepartnern bereitgestellt, um KI-Modelle in einer sicheren Infrastruktur zu trainieren. Ziel ist es, unternehmensspezifische KI-Lösungen schnell, sicher und nutzenstiftend als echte Werkzeuge in vielfältigen Geschäftsanwendungen einzubringen. Ein Anwendungsbereich ist beispielsweise die Erstellung von Revisionsberichten, das so genannte AuditGPT. Im Rahmen einer Revision wird geprüft und überwacht, ob alle Abläufe, Vorschriften und Richtlinien in einem Unternehmen eingehalten werden. Die Ergebnisse werden in einem vertraulichen Bericht zusammengefasst. Das sind hochsensible Daten, die zeigen, ob sich ein Unternehmen regelkonform verhält oder wo intern nachgearbeitet werden muss. AuditGPT erleichtert die Revisionsarbeit und standardisiert die Erstellung von Prüfberichten über verschiedene Fachbereiche hinweg. Damit können Mitarbeitende der Revision künftig ihre Revisionsarbeiten effizienter, systematischer und schneller durchführen. Mitarbeitende werden entlastet und die Effizienz in einem sicheren, datenschutzkonformen Umfeld wird gesteigert. Pilotiert worden ist AuditGTP bei uns und bei der Deutschen Bahn.
Können wir in Deutschland und Europa überhaupt mit der Geschwindigkeit aus den USA und China mithalten?
Nein, in bestimmten Bereichen ist der Zug bereits abgefahren. Das merken wir schon an den Unternehmensbewertungen. Was wir jedoch besser machen könnten, ist die Übersetzung in sichere und nachhaltige - im dreifachen Wortsinn, also wirtschaftlich, sozial und ökologisch - Lösungen mit beziehungsweise durch KI. Künstliche Intelligenz wird an deutschen Forschungsinstituten und an den Universitäten in diesem Zusammenhang einen Unterschied machen, macht es schon heute. Wichtig ist, dass sich Verantwortliche in Unternehmen enger mit der Forschung verzahnen, um diesen Innovationsvorsprung gewinnbringend in die Wirtschaft und Gesellschaft zu bringen.
Wie begegnen Sie den Gefahren, die von KI verursacht beziehungsweise vergrößert werden, etwa Cyberkriminalität?
Schumann: Bedrohungen im digitalen Raum unterliegen ständigen Veränderungen, was Cybersicherheit zu einer komplexen, aber unverzichtbaren Herausforderung macht. Politik und Wirtschaft sind gefordert, dieser Realität Rechnung zu tragen und sowohl Sicherheits- als auch Digitalisierungstrategien zu entwickeln, um im digitalen Zeitalter souverän handeln zu können.

Andersherum: Welche Chancen sehen Sie im Einsatz von KI – in der Wirtschaft oder auch in der Verwaltung?
Schumann: Künstliche Intelligenz hat erhebliches Potential, zur Verbesserung des menschlichen Lebens und der globalen Wirtschaft beizutragen. Es ist aber entscheidend, die damit verbundenen Risiken sorgfältig zu managen und ethische Richtlinien zu entwickeln, um sicherzustellen, dass KI zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt wird.
Wie wird sich KI auf die Arbeitswelt auswirken, in Ihrer Gruppe, aber auch grundsätzlich?
Schumann: Technologische Innovationen entstehen und lassen sich nicht aufhalten. Ihre Entstehung ist jedoch kein Selbstläufer sondern eröffnet die Möglichkeit, sie selbst mitzugestalten. Wir sehen uns als aktiven Gestalter der digitalen Zukunft. Dazu ist es erforderlich, genau zu bestimmen, an welchen Hebeln wir ansetzen und wie wir den Umgang mit Schlüsseltechnologien, wozu Künstliche Intelligenz zweifelsfrei gehört, gestalten wollen. Strategische Investitionen in Technologien sind unerlässlich, um den notwendigen Gestaltungsspielraum zu erhalten.
Interview: Bärbel Brockmann
In dieser Reihe haben wir die selbstgewählten Personenbezeichnungen der Interviewpartner beibehalten. Dadurch entstehen Unterschiede in der Genderschreibweise.
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