Transformation

Schubert - Ralf Schubert

Foto: Schubert

Im Gespräch mit Ralf Schubert, Geschäftsführender Gesellschafter

In den kommenden Wochen dreht sich bei uns alles um das Thema Transformation. Führungskräfte Deutschlands und Unternehmensnachfolger:innen führender deutscher Familienunternehmen verraten uns exklusiv, wie Digitalisierung, neue Technologien und viele weitere Veränderungen ihr Unternehmen prägen und verändern.

Doch auch unabhängige Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft kommen bei uns zu Wort.

In diesem Interview spricht Ralf Schubert mit uns darüber, wie wichtig Transformation für die Zukunft des Unternehmens ist. 

Welche Bedeutung hat Transformation für Schubert?

Transformation ist für uns ein ständiger Prozess. Eine Firma muss sich ständig verändern, damit sie überlebensfähig bleibt. Vor drei Jahren haben wir uns überlegt, wo wir im Jahre 2050 stehen werden. Wir haben damals unter anderem festgelegt, dass wir weiter wachsen werden, innovieren müssen, dass wir nachhaltiger werden wollen und dass wir einer der besten Arbeitgeber werden wollen. Wir haben dann sofort mit der Umsetzung unserer Ziele begonnen. Einer der ersten Schritte war der Ausbau unserer Personalabteilung. Wir haben weltweit etwa 1.700 Mitarbeiter, 1.300 davon hier in Crailsheim. Es werden mehr werden, denn wir verzeichnen ein stetiges Wachstum. Aber dieses Wachstum stellt uns auch vor Herausforderungen, weil mit steigender Zahl der Beschäftigten die Komplexität zunimmt. Damit wir sicherstellen, dass wir damit umgehen und weiterhin kurze Entscheidungswege statt ausufernder Abstimmungsprozesse haben, haben wir damit begonnen, unsere Organisationsstruktur zu verändern. Wir schaffen zum Beispiel in großen Einheiten kleinere Untergruppen. Wir wollen damit erreichen, dass es auch mit Wachstum weiterhin klare Zuständigkeiten und Verantwortung gibt. 

 

Schubert - Gelände

Standort in Crailsheim

Bekommen Sie denn die nötigen Mitarbeiter für das Wachstum?

Wir müssen alles daransetzen, dass wir die besten Mitarbeiter bekommen. Die Zukunft unserer Firma hängt von nichts anderem so sehr ab wie von den Mitarbeitern. Wir haben in den letzten Jahrzehnten erstklassige Maschinen und eine herausragende Technik entwickelt. Wir haben hervorragende Produktionsprozesse. Wir haben auch hervorragende Mitarbeiter, aber die Mitarbeiter, die wir jetzt einstellen, die entscheiden, ob wir in 20 Jahren noch erfolgreich sind. Es ist also extrem wichtig, dass wir ein guter Arbeitgeber sind.

 

Was tun Sie, um das zu erreichen?

Es ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Ich will ein aktuelles Beispiel geben: Wir haben an unserem Stammsitz in Crailsheim im September eine neue Montagehalle mit angrenzendem Bürotrakt eingeweiht. Wir haben dort eine hochmoderne Arbeitswelt geschaffen. In dem neuen Bürogebäude zum Beispiel ermöglichen flexible Raumsysteme, dass agile Teams projektbezogen zusammen arbeiten können. Es gibt einen „Marktplatz“, an dem sich Mitarbeiter zwanglos treffen und austauschen können. Die Pausen können die Mitarbeitenden auf der Dachterrasse verbringen mit Blick über ganz Crailsheim. Die Arbeitsräume sind der Ort, an dem unsere Mitarbeiter, die entscheidend für unseren Erfolg sind, die meisten Stunden ihres Tages und damit auch ihrer Lebens­zeit verbringen. Deshalb ist uns so wichtig, dass sie sich dort wohl­fühlen. Wir haben uns bei der Gestaltung des Büro­gebäudes sehr viele Gedanken gemacht. Auf die Gestaltung einer ansprechenden Arbeitswelt wird bei Schubert aber seit jeher großer Wert gelegt. So werden auch die Arbeitsplätze in den älteren Gebäuden laufend modernisiert.

 

Schubert - Standort

Neue Arbeitswelt von Schubert

Welche Rolle spielt Kommunikation bei Transformationen?

Sie war immer wichtig. Mit stetig steigender Mitarbeiterzahl ändern sich nur die Kommunikationsmethoden. Als ich 1990 in die Firma eingetreten bin, hatte sie etwa 250 Mitarbeiter. Da kannte ich noch jeden. Das geht heute nicht mehr. Wir haben heute eine Vielzahl von Wegen, um mit Mitarbeitern zu kommunizieren. Einmal im Monat gibt es zum Beispiel für die Neuzugänge ein Treffen mit einem der Geschäftsführer. Man lernt sich also persönlich kennen. Für uns ist das ein Zeichen der Wertschätzung. Wir haben auch ein Diskussionsformat zwischen Belegschaft und Geschäftsführung eingeführt. Weitere werden folgen. Für mich ist Offenheit im Umgang sehr wichtig, deshalb ist es Aufgabe der Personalabteilung, die Kommunikation immer weiter zu verbessern. 

 

< >Expertin - Maren Lorth

Maren Lorth

Gründerin und Inhaberin der unabhängigen Beratung Mi[de] - Mittelstand denken.

Foto: Privat

Kann man sagen, je größer das Unternehmen ist, desto größer sind die Beharrungskräfte?

In der Regel stimmt das. Aber noch mehr als von der Größe hängt es wirklich von der Unternehmenskultur ab. Dieser Punkt wird oft vernachlässigt. Man geht davon aus, dass alle Unternehmen Veränderungen gleich gut umsetzen können. Das ist aber nicht so. Deshalb empfehle ich immer, sich erst einmal die Unternehmenskultur anzusehen. Man muss feststellen, wo man steht, wie die Unternehmenskultur aktuell ist und welche Unternehmenskultur man braucht, um eine Transformation erfolgreich durchzuführen. Nach einer Change-Fitness-Studie 2020/2021 konnten in den letzten 10 Jahren nur durchschnittlich 22 % aller Veränderungsprojekte erfolgreich abgeschlossen werden.

Sie haben die Nachhaltigkeit als wichtiges Transformationsziel angesprochen. Können Sie das etwas präzisieren?

Der größte Transformationsprozess, der vor uns steht, ist ganz klar die Nachhaltigkeit. Wenn wir nichts Entscheidendes ändern, dann gibt es keine Zukunft. Wir müssen sehr viel tun. Wir haben vor einigen Jahren unser Nachhaltigkeitsprogramm Mission Blue ins Leben gerufen. Es hat vier Bereiche. Der erste ist nachhaltige Unternehmensführung. Wir bauen zum Beispiel gerade einen Kindergarten, weil wir in Crailsheim zu wenig Kindergärten haben. In diesen Kindergarten können künftig Kinder der Mitarbeiter gehen, aber auch Kinder aus der Stadt. Der zweite Bereich ist Klimaneutralität. Wir werden im nächsten Jahr in allen Bereichen klimaneutral sein. Auf unseren Montagehallen stehen Photovoltaikanlagen. Wir haben den größten Eisspeicher der Welt, ein Wasserbecken mit zwei Millionen Litern, das als Energiespeicher fungiert, nur um zwei Beispiele zu nennen. Im dritten Bereich von Mission Blue geht es darum, die Langlebigkeit, Nachrüstbarkeit und Flexibilität unserer Maschinen zu verbessern. Wir haben zum Beispiel den Energieverbrauch der Maschinen durch neue Vakuumpumpen um 20 % verringert. Der größte Hebel ist natürlich die Verpackung selbst. Gemeinsam mit Branchenpartnern beschäftigen wir uns intensiv mit der Entwicklung neuer Materialien. Dazu haben wir auch ein Technikum aufgebaut, wo wir unseren Kunden anbieten, kostenlos nachhaltige Verpackungslösungen auf unseren Maschinen auszuprobieren. 

 

Wie sieht das Erfolgsrezept für die Zukunft aus?

Im Zentrum steht das Wachstum. Eine Firma muss wachsen, wenn sie eine Zukunft haben will. Sie braucht dafür neue Mitarbeiter, die neue Ideen mitbringen. Wir brauchen insgesamt eine Mischung aus Jungen und Älteren, aus Menschen, die neugierig sind, etwas anzuwenden und Anderen, die viel Erfahrung einbringen können. Wichtig sind auch Transformationen, denn dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten. Für mich ist überdies besonders wichtig, dass die Mitarbeiter Spaß an der Arbeit haben, denn dann haben sie und wir alle auch Erfolg.

 

Interview: Bärbel Brockmann

In dieser Reihe haben wir die selbstgewählten Personenbezeichnungen der Interviewpartner beibehalten. Dadurch entstehen Unterschiede in der Genderschreibweise.

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