Transformation

HELUKABEL - Marc Luksch

Foto: HELUKABEL

Im Gespräch mit Marc Luksch, Geschäftsführender Gesellschafter

In den kommenden Wochen dreht sich bei uns alles um das Thema Transformation. Führungskräfte Deutschlands und Unternehmensnachfolger:innen führender deutscher Familienunternehmen verraten uns exklusiv, wie Digitalisierung, neue Technologien und viele weitere Veränderungen ihr Unternehmen prägen und verändern.

Doch auch unabhängige Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft kommen bei uns zu Wort.

In diesem Interview spricht Marc Luksch mit uns darüber, wie die Mitarbeiter:innen in den Transformationsprozess eingebunden werden.

Was bedeutet Transformation bei HELUKABEL?

Wir haben uns eine neue Unternehmensstruktur gegeben. Das war nötig, weil wir inzwischen eine Größe erreicht haben, in der wir gesehen haben, dass die vorherige Struktur nicht mehr zu uns passt. Wir sind über die Jahrzehnte immer kontinuierlich gewachsen. Nicht in Riesensprüngen, sondern in kleinen Schritten. Wenn etwas Neues hinzukam, wurde es in das bestehende Gefüge eingegliedert. Das war nicht immer optimal. Es gab viele Schnittstellen, die Kommunikation zwischen den Abteilungen funktionierte nicht mehr so, wie wir das von früher her kannten. Dadurch hatten sich mitunter auch unklare Verantwortlichkeiten herausgebildet und neue Mitarbeiter brauchten lange, bis sie sich bei uns zurechtfanden. Wir haben also beschlossen, unsere Struktur zu ändern und vor allem transparenter zu werden. Die Idee dahinter ist einfach: Wenn wir uns nicht so viel mit uns selbst beschäftigen müssen, können wir die Kundenbedürfnisse viel stärker in den Fokus nehmen.

 

< >Expertin - Jutta Rump

Prof. Dr. Jutta Rump

Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung.

Foto: Simon Wegener

Wie empfinden Mitarbeitende Change-Prozesse im Betrieb? 

Wenn die Belegschaft die Erfahrung gemacht hat, bei früheren Veränderungen nur Figuren auf einem Schachbrett gewesen zu sein, wenn man glaubt, die eigenen Sorgen und Nöte werden nicht wahrgenommen und berücksichtigt, dann führt das zu einem hohen Maß an Verunsicherung. Und dann steht man einem Change-Prozess sehr distanziert gegenüber und empfindet ihn als risikoreich. Daraus resultieren Widerstände. Die Geschichte und die Kultur des Unternehmens und dessen Umgang mit Personal sind also entscheidend dafür, ob Mitarbeiter Veränderungen positiv oder negativ gegenüberstehen.

 

Wie sind Sie vorgegangen?

Zuerst haben wir zahlreiche Workshops mit Mitarbeitern gemacht, insbesondere im Vertrieb. Wir wollten wissen, wo es im täglichen Arbeiten Probleme gab, wo und was nicht richtig funktionierte. Auf Basis dieses Feedbacks haben wir dann über die Hierarchieebenen hinweg ein cross-funktionales Team gebildet. Dieses hat man sich überlegt, was wir besser machen müssen und wie wir die Struktur verändern, damit neue Geschäfte gut integrierbar sind. Wir haben dort aber auch definiert, woran wir festhalten wollen, weil es sich bewährt hat. Das sind unsere schnellen Reaktionszeiten, der wertschätzende Umgang miteinander und die familiären Strukturen, die wir haben. Unser Transformationsprozess hat zu Beginn des vorigen Jahres mit den ersten Workshops angefangen und mit Fortschreiten des Prozesses haben wir immer mehr Mitarbeiter und Führungskräfte eingebunden. Mitte Januar dieses Jahres haben wir die Ergebnisse im Unternehmen kommuniziert, und zum 1. Mai sind wir mit der neuen Struktur offiziell gestartet. 

 

Helu Kabel - Hemmingen

Erlaubt die neue Struktur auch ein Geschäftswachstum?

Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass wir mehr Geschäft abwickeln können. Bürokratische Abläufe für unsere Vertriebsmitarbeiter sind inzwischen erheblich verringert, sodass sie mehr Zeit für den für uns so wichtigen persönlichen Kontakt mit den Kunden haben. Sie können sie noch besser beraten, und daraus kann zusätzliches Geschäft resultieren. In die gleiche Richtung geht die vorgenommene Veränderung der Führungsteams. Führungskräfte im Vertrieb hatten vorher 15 bis 20 Mitarbeiter. Jetzt müssen sie deutlich weniger Mitarbeiter führen. Die Führungskräfte bekommen dadurch mehr Zeit, ihre Mitarbeiter zu unterstützen. Bei kniffligen Kundenanliegen können wir schneller helfen. 

 

Welche Rolle spielt die Kommunikation mit der Belegschaft in diesem Transformationsprozess?

Die Kommunikation mit der Belegschaft ist essenziell. Wir haben die Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Bereichen von Anfang an eingebunden. Das war schon fast eine Art Graswurzelbewegung. Als wir die Transformation dann an alle Mitarbeiter kommuniziert haben, haben wir unterschiedliche Formate eingesetzt. Es gab klassische Informationsveranstaltungen. Dazu so genannte Marktstände, an denen sich Mitarbeiter zu bestimmten Detailfragen einzeln informieren konnten. Denn natürlich fragt sich jeder Mitarbeiter zuerst, was eine betriebliche Veränderung für ihn selbst bedeutet. Im Transformationscafe im Betriebsrestaurant schließlich konnten sich die Mitarbeiter mit Kollegen austauschen, die an der Planung beteiligt gewesen waren. Alle Informationen gab es auch online, denn wir haben ja mehrere Standorte in Deutschland. Wir haben unser Konzept aber auch an allen Standorten persönlich vorgestellt. Für uns galt: lieber mehr als zu wenig kommunizieren.

 

Ist diese Transformation auch ein Argument für das Personalrecruiting?

Mit der neuen Struktur möchten wir ein noch attraktiverer Arbeitgeber sein. Die Kollegen haben jetzt sehr viele Freiheiten. Wir haben auch sehr flache Hierarchien und es ergeben sich viele neue Entwicklungsmöglichkeiten - für Führungskräfte wie für Fachkräfte. Ein weiterer Vorteil der neuen Struktur ist es, dass sich neue Mitarbeiter viel schneller zurechtfinden und entsprechend einfacher integrieren können. Sicherlich sind wir für Personen attraktiver geworden, die sich für Vertrieb interessieren - entweder im nationalen Geschäft oder in den ausländischen Standorten für Leute, die sich gern international entwickeln möchten.

 

Welchen Beitrag leistet HELUKABEL bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität?

Als Hersteller und Anbieter von elektrischer Verbindungstechnik unterstützen unsere Produkte die Erzeugung, Verteilung und auch Speicherung von erneuerbaren Energien, Elektromobilität oder intelligenten Netzen. Für viele dieser Anwendungen haben wir neue Produkte entwickelt. Zum Beispiel bieten wir spezielle Lösungen für die Verkabelung von Windkraftanlagen. Diese Kabel müssen extrem belastungsfähig sein, weil sie durch die sich drehende Gondel oben im Windturm einem hohen Stress ausgesetzt sind. Für Solaranlagen haben wir spezielle Kabel für die Verbindungen zum Wechselrichter entwickelt. Auch für den Bereich grüner Wasserstoff bieten wir die passenden Produkte an. Eine fortschrittliche Verbindungstechnik ist überdies für die intelligenten Stromnetze nötig, damit möglichst wenig Verluste entstehen. Bei der Elektromobilität geht es nicht nur um das Ladekabel von der Ladestation zum Fahrzeug, sondern auch darum, in immer kürzerer Zeit mehr Strom zu übertragen und damit die Wartezeit zu verkürzen. Auch das bedarf spezieller Kabel. Die ganze Infrastruktur dahinter muss in Deutschland und in vielen anderen Ländern erneuert werden, und hier werden überall unsere Produkte eingesetzt. Man kann also sagen, dass die Kabel und die elektrische Verbindungstechnik, die wir anbieten, maßgeblich zu Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Energiesystemen und damit zur grünen Transformation beitragen. Und es ist natürlich auch für die Mitarbeiter wichtig, dass wir als Unternehmen in solchen Zukunftsbereichen dabei sind, denn das sichert ihre Arbeitsplätze.

 

Interview: Bärbel Brockmann

In dieser Reihe haben wir die selbstgewählten Personenbezeichnungen der Interviewpartner beibehalten. Dadurch entstehen Unterschiede in der Genderschreibweise.

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